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Rheinische Sonette

Verschenen in: Rijndorst
Auteur: Stan Lafleur

Die folgenden Sonette stammen aus dem Band ???Das Lachen der H??hner??? (parasitenpresse, K??ln 2011/2012). Sie bilden lyrische Portraits des F??rstentums Liechtenstein, das sich, umschlossen von der Schweiz und ??sterreich, rund 20 Kilometer entlang des Alpenrheins, der Liechtensteins  Westgrenze bildet, hinstreckt. ???Das Lachen der H??hner??? ist ein Print-Derivat meines Projektes rheinsein, das sich mit der gesamtrheinischen Kulturgeschichte bis in die Jetztzeit hinein befa??t: http://rheinsein.de


Ruggeller Riet

kwrrtsch! quartscht der Sumpf, verschluckt den Spei-
ballen des Wiesenknarrers, von Schwertlilien gek??pfte
Goldk??fer, nahkampferfahrene Bremsen schw??rmen
untern Luftgefechten der St??rche: sch??ne Man??ver

schwerf??llig und roh. hintern Halmen apportiert der
Rhein leise blaue Heimatkommaseligkeit. Hitzegeflirr
und Himmelsweite zum Dumpingpreis. die St??rche
beginnen zu spinnen, schn??beln und stochern, m??hen

m??hlich die L??fte, rechen sie zusammen, berechnen
Grundst??cke, meliorieren herum, planen ein Industrie-
gebiet. die Braunkehlchen schnappen ??ber, der Himmel

dreht sich in sich selbst, wolkt, R??ttler r??tteln, im
Labkraut ein Batzen Verg??ngliches. Weiden winken
es krext ausn Gr??sern: kwrrtsch! quartscht der Sumpf



*****



Nendeln

es ist fast gar keine Stimmung vorhanden. Autos parken
ein und aus. tauschen ihre schnell verg??nglichen Menschen
in den Pausen dazwischen erneuert sich, ziellos, der Mittag
breiige Sonne, die mit zwei ??bersch??ssigen Strahlen die  

Fahrbahn beschie??t: Softeis schmilzt auf Asfalt, die Stra??en
flie??en sanft entlang an warmgestellten Einfamilienh??usern
vereinzeltes Himbeerblinken, bisweilen durchsegelt die
Luft ein ausgebleichter Geldschein. wo liegt morgen, wo

gestern, wo heute? inmitten satellitengesteuerter Selbst-
bestimmung, Geruch nach Dorfpizza mit Sauce Gasoline
tote Tiere im Kofferraum. Bremsspurenmandalas zieren

Abzweige zu Seitenstra??en. in diese Kurve f??llt der Verlust
eines Auges, in jene die Hochzeit, damals, als die Luft noch
so dick war, da?? sie h??ufig morgens die T??ren blockierte


*****


An der Triesner Hauptstra??e

Geruch g??renden Geldes, verd??chtige K??he. leise
Gesten des Steinbrechs. die H??gel f??hrn den Tag
hinters Licht auf lauter Stra??en. am Kreisel k??ssen
sich, in Anf??llen limegelben Widerscheins, recht

leidenschaftslos die Busse. geschlendert wird nicht
die Stra??en sind lang, mit querverlegten Horizonten
alles so wohlbetoniert. so im Takt. die fr??hen Trinker
im Caf??: aus den Poren der Zeit gepre??te Bauern

deuten sie auf die Vorg??rten: tiptop gepflegt                   
deuten sie auf den Himmel: der h??ngt an der Dialyse
deuten sie auf die Jugend: die dort skatet, tiefe Z??ge

inhaliert vom ewigen Frittierfettdunst des McDrive
wie die Jugend in aller Welt, auf den beschlagenen
Bildern unserer geliebten ??berwachungskameras



*****


Auf dem Rheindamm

die Frau, die ein Fisch ist, geht mit dem Rhein
sie will etwas sagen, doch f??llt ihr nichts ein
die Schnellen. Kiesb??nke. die Drift nach Nord
von Winter zu Sommer... undsofort. die Frau                 

will sprechen. die Berge schweigen. die Frau
sieht die Berge sich ??ber sie neigen. die Frau
die ein Fisch ist, f??hrt BMW. die Berge tun
ihr in der Seele weh. sie schwimmt im Flu??

der sich selbst ??berholt. die Schwere der Berge
im Radio als Lied. die Frau, die ein Fisch ist
sp??rt wie ihr geschieht. sie ist auf Nord und

auf S??d gepolt. durch sie hindurch str??mt das
ganze Land. sie f??hrt das Auto ??ber den Damm
von unter den Wellen her schaut sie was an




*****
 

Eschen

zahnspangige Teenies, gestylt nach dem dernier cri
der Ostschweiz, pr??geln sie am Dorfbrunnen ein auf
die Zeit, ziehn ihre Lippen nach, ??ben sich, leidlich
steif, in Fremdenfeindlichkeit. beleidigen ihre Lehrer

den Himmel, die Spatzen. geschlagene Zeit, wie sie am
Boden liegt und sich trollt, in wohlige Treuh??nderkeller
die Frage nach der Schuld lie?? sich stets prima ??bertragen
die Furcht, es dennoch aushalten zu m??ssen, rumort im

Magen, weitet die Rippen, bis es leise knackt. es sind
hier nicht alle so, hat einer ein Banner gepflanzt, r??ck-
w??rtig im Garten, mehr so zur Andacht. kaum zu glauben

aber die Sonne zischt drei vier Mal in flottem Wechsel
??ber die K??mme der diesseitigen und jenseitigen Berge
Falter taumeln im Wind. die Autos sind schon am Schlafen



*****


An Wochentagen

entlang immergrauer Hauptstra??en: bretternse
durch ihre Vorg??rten, Hand am Rasentrimmer
Laubbl??ser, Vertikutierer, singens Hohelied
des Ottomotors, singens im Chor: bekittelte

Pensionisten beim Ansaugen und Verdichten           
die Zweitaktsense hochgetunt auf gut 100 db
geh??ckselte Insekten, das Lachen der H??hner
nurmehr unterschwellig wahrnehmbar am

Rande einheitlich kupierter Gr??nfl??chen, die
Klinge im Kies, gravit??tischer Arbeitshub, das
Stottern bei Tisch: Gespr??che ??ber M??nzz??hl-

maschinen, ??ber Flockigkeitsgrade von P??ree
das Schleifen der Klinge am Bordstein, ??ber
R??ckst????e, Vibrationen, eben: das gute Gef??hl